200 Jahre Heimstätte des Judentums in Österreich
Der Wiener Stadttempel
Der Stadttempel ist das Herzstück jüdischen Lebens in Wien und die Hauptsynagoge der jüdischen Gemeinde: Neben täglichen G'ttesdiensten werden dort wöchentlich der Schabbat gefeiert sowie Bar- und Bat-Mitzwot, Hochzeiten, Beschneidungen und weitere jüdische Feierlichkeiten abgehalten. Heute steht der Wiener Stadttempel nicht nur für die reiche Geschichte und das kulturelle Erbe der jüdischen Gemeinde, sondern auch für deren lebendige Gegenwart und Zukunft. Er ist ein Ort der Begegnung, des Austauschs und symbolisiert die Widerstandsfähigkeit und Kontinuität des Wiener Judentums.
Entstehung
Der Wiener Stadttempel wurde ab 1822 nach Plänen von k.k. Architekt Joseph Kornhäusel in einem Gebäudekomplex in der Seitenstettengasse 2-4 in der Wiener Innenstadt errichtet und am 9. April 1826 eröffnet.
Die Architektur in der Synagoge erinnert an ein Theater und unterstreicht die Besonderheit der jüdischen Gemeinde Wiens: In seiner Architektur spiegelt sie den Kompromiss zwischen Moderne und Tradition wider und etablierte sich so zu einer Synagoge, die das Judentum in seiner gesamten Vielfalt mit offenen Armen empfängt.
Da nichtkatholische G´tteshäuser, die sogenannten Toleranzbethäuser, vor der Öffentlichkeit „verborgen“ und nach außen hin nicht erkennbar sein durften, wurde die Synagoge in den Gebäudekomplex zwischen Seitenstettengasse und Desider-Friedmann-Platz integriert. Heute steht dieser Gebäudekomplex und die Adresse in der Seitenstettengasse für das Zentrum der jüdischen Gemeinde in Wien und Österreich.
Bildquelle: Kehn Architekten
Zerstörung durch die Nazis
Nach der Eröffnung wurde der Stadttempel mehrfach renoviert. 1938 wurde die Heimstätte des Judentums in Österreich von den Nazis schwer verwüstet. Nur die enge Verbauung und der Umstand, dass sich das Archiv mit allen Unterlagen über Juden und Jüdinnen im Gebäude befunden hatte, bewahrte die Wiener Hauptsynagoge während des Novemberpogroms als einzige Synagoge vor der kompletten Vernichtung.
Damit ist die Synagoge in der Seitenstettengasse eine der ältesten noch im Original erhaltenen jüdischen Gebetshäuser im deutschsprachigen Raum und ein einzigartiges Kulturgut der Republik.
Verwüsteter Innenraum des Wiener Stadttempels in der Seitenstettengasse © döw gallery
Wiederaufbau
Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde der Stadttempel unter Verwendung der geringen verfügbaren finanziellen Mittel instandgesetzt und wiederöffnet. In den Jahren 1978 und 1988 fanden mehrstufige Umbauten statt, bei denen der Eingangsbereich, das Gemeindezentrum, ein koscheres Restaurant und der Wintertempel neu geschaffen wurden. In einem späteren Schritt wurde die Verwaltung der Kultusgemeinde in den Gebäudekomplex zurückverlegt.
Im Rahmen paralleler und späterer Baumaßnahmen wurde der Baukomplex durch das Haus Rabensteig, heute das Simon Wiesenthal Institut, erweitert. Bei den Umbauten des Stadttempels 1988 wurden wesentliche Maßnahmen wie etwa der Einbau eines Fluchtstiegenhauses umgesetzt. Diese letzten Umbauten liegen mittlerweile mehr als 36 Jahre zurück.
Bildquelle: Klaus Titzer - Wien, 11.09.1988 - Nach Renovierungsarbeiten im Stadttempel
Mit vereinten Kräften Erneuerung schaffen!
Für die Restaurierung und Sanierung des Wiener Stadttempels müssen wir 9,8 Millionen Euro aufbringen. Aus Mitteln der öffentlichen Hand sollen zwei Drittel der Summe finanziert werden, ein Drittel der Kosten durch Fundraising.
Werden auch Sie Teil des großartigen Projekts! Helfen Sie uns bei der Restaurierung des historischen Gebäudes mit Ihrer Spende! Ihre Spende ist steuerlich absetzbar!
Eine zukunftsfitte Heimstätte für das Judentum in Österreich
Dringend notwendige Restaurierungs- und Sanierungsarbeiten sind unter anderem der Austausch der desolaten Fenster, Sanierung der Fassade und Stiegenhäuser sowie Böden und Wänden, Kompletterneuerung der WC- und Sanitäranlagen, Optimierung der Sicherheitseinbauten, Barrierefreiheit, Einbau einer Lüftung und Klimaanlage, Erneuerung der Möblierung, Entfernung der Mahagonitäfelung aus der Nachkriegszeit und Ersatz durch zeitgemäße Wandbeschichtung bei gleichzeitiger Herstellung des ursprünglichen Erscheinungsbildes.
Um den Wiener Stadttempel wieder in seinem alten Glanz erstrahlen zu lassen und für unsere Kinder und Enkelkinder zu bewahren, wird er ab Herbst 2025 samt Gemeindezentrum mit der Einbindung des Bundesdenkmalamtes restauriert und saniert.
Die Restaurierung und Sanierung soll im Herbst 2025 beginnen und bis Herbst 2026 abgeschlossen sein.